Ablage und Automatik

Gestern hätte mir ein Polizeibeamter gern einen Punkt in Flensburg beschert.

„Sie haben auf dem Handy getippt“, warf er mir vor. Das habe er genau gesehen, als er beim Vorbeigehen aus rein dienstlichem Interesse in mein Auto schaute. Mit seiner Beobachtung lag der Polizist noch nicht mal falsch. Tatsächlich hatte ich mit dem Auto an einer roten Ampel hier bei uns in Derendorf gestanden. Die Ampel ist immer seeeeeehr lange rot. Deshalb guckte ich aus Langeweile aufs Telefon, weil ein Blinken neue Nachrichten signalisierte.

Nur in die Hand genommen hatte ich das Telefon dabei wirklich nicht. Mein Huawei Mate 9 hat viele Vorzüge, aber einen schätze ich besonders. Das Telefon passt, das fiel mir neulich mal auf, exakt in die Umrahmung der vorderen Mittelablage. Dort sitzt es so bombenfest wie in einer besonderen Halterung. Ich kann das Gerät also dort sehr schön ablegen, ohne dass es während der Fahrt verrutschen kann. Und zum Tippen muss ich es halt nicht „aufnehmen“ oder „halten“ – genau das fordert § 23 StVO aber, wenn es ein Bußgeld geben soll.

Der Polizist schaute sich den Ablageplatz des Handys interessiert an, rüttelte am Gerät. Und blieb trotzdem bei seiner Meinung, ich hätte das Telefon doch in der Hand gehabt. Irgendwie.

Gut, kamen wir also zum nächsten Thema. Mein Auto hat eine Start-Stopp-Automatik. Während ich also an der Ampel wartete, war der Motor aus. Damit war nach meiner bescheidenen Überzeugung die Voraussetzung für die Ausnahmen erfüllt, bei denen man eben doch ein Handy am Steuer „aufnehmen“ oder „halten“ darf. Das Verbot gilt nämlich nicht, so sagt es die Ausnahmevorschrift zur Regel, „wenn das Fahrzeug steht und bei Kraftfahrzeugen der Motor ausgeschaltet ist“. Dass dies beim Warten an einer roten nicht Ampel nicht gilt, steht da nicht.

So ganz überzeugt war der Beamte immer noch nicht. Jedenfalls tat er so. Ob wir unsere Meinungsverschiedenheit denn mit einer Verwarnung lösen könnten, wollte er wissen. 20 Euro, dann wäre die Sache erledigt. Ganz ohne Punkte, beeilte er sich zu betonen. Ich lehnte höflich ab, weil ich wusste, was gleich kommt. Der Polizist grummelte noch was in die Richtung, dass er beim nächsten Mal kein Auge mehr zudrücken kann.

Dann wünschte er gute Fahrt.

Nachtrag: Die Gewinner wurden per Mail informiert.