PR-Stunts in Mannheim

Was nützt es dem Angeklagten? fragt Gisela Friedrichsen auf Spiegel online. Sie meint die harsche Gangart, welche Jörg Kachelmanns neuer Verteidiger Johann Schwenn eingeschlagen hat.

Es ist schon bemerkenswert, dass Schwenn heute in der Hauptverhandlung fordert, Zeitungsredaktionen zu durchsuchen. Selbst wenn er wirklich ernsthaft davon ausgeht, dass bei Focus oder Bunte entlastendes Material über Jörg Kachelmann lagert, hätte er die Aktionen vielleicht besser im Stillen angeregt und versucht, das Gericht außerhalb der Hauptverhandlung von so einem Beschluss zu überzeugen.

Es war sicher interessant und erheiternd zu sehen, wie die angegriffenen Journalisten im Gerichtssaal notierten, dass Schwenn sie gerade zum Ziel strafprozessualer Maßnahmen erkor. Es hat schon seinen Grund, warum Ermittlungsrichter ihre Beschlüsse nicht an die Gerichtstafel heften. Das weiß natürlich auch Schwenn. Wenn er trotzdem solche PR-Stunts hinlegt, drängt sich die Frage auf, ob er womöglich nichts Substanzielles für seinen Mandanten in der Hand hat und sein Heil lieber in, ich sage es mal offen, unwürdigem Getöse sucht.

Insgesamt scheint der Anwalt nämlich darauf geeicht, Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen. So hatte er schon, ebenfalls reichlich unorthodox, vor Tagen gefordert, den Aktenkoffer eines Sachverständigen zu beschlagnahmen. In dem Koffer, den der Betroffene freiwillig übergab, konnten dann einige nicht weiterführende Unterlagen und eine Brotdose bewundert werden.

Heute giftete Schwenn dann noch den Düsseldorfer Ex-Richter Steffen an, der als Zeugenbeistand erschien und dabei eine Robe trug. Friedrichsen schildert die Szene so:

„Vielleicht sollten Sie dem jungen Kollegen sagen – er ist ja jung in seiner Rolle – , dass man als Beistand nicht in Robe auftritt!“

Und als Steffen dann auch noch zu einer Erklärung ansetzte, fuhr Schwenn hoch: „Herr Vorsitzender! Bitte etwas weniger Solidarität mit einem ehemaligen Kollegen! Herr Steffen hat kein Erklärungsrecht! Unterbinden Sie das, Herr Vorsitzender!“

Es war ein an Peinlichkeit kaum zu überbietender Moment.

Und was nützt es Kachelmann?

Nichts.