Warum ich bei McFit nicht kündige

Einige aufmerksame Leser haben ihn mir zugeschickt – den gerade kursierenden Boykottaufruf gegen McFit. Das ist die Fitnesskette, welche die Loveparade gesponsort hat. McFit-Gründer und Geschäftsführer Rainer Schaller ist auch Chef der Lopavent GmbH, welche die Loveparade seit 2006 veranstaltet.

Den Lesern ist nicht verborgen geblieben, dass ich zwar meistens (besser gesagt: wenn überhaupt) in einem anderen Sportstudio trainiere, aber halt auch eine Art Zweitmitgliedschaft bei McFit halte. Nicht nur, weil McFit ganzjährig 24 Stunden geöffnet hat. Sondern weil man auch problemlos in jedem der rund 120 Studios in Deutschland trainieren kann und, wegen des Baukastenprinzips, sich noch nicht mal eingewöhnen muss.

Sollte, ja muss man McFit nach dem Wochenende nun den Rücken kehren? Fest steht zunächst, dass es ohne diese Firma die Loveparade in diesem gigantischen Maßstab nicht mehr gegeben hätte. McFit setzte 2006 die Geldspritze an, als die Besucherzahlen der Loveparade rückläufig und die Veranstalter zerstritten waren.

Bewegt hat Schaller dabei nicht nur sein Faible für elektronische Musik. Er suchte ein Marketinginstrument für seine aggressiv expandierende Fitnesskette. „Wir wollten mit einem relativ kleinen Budget einen hohen Bekanntheitsgrad (für McFit) erzielen. Wir haben uns lange überlegt, was wir denn Verrücktes machen können, um bekannter zu werden. Wir haben uns für die Love Parade entschieden“, wird er in einem Porträt des Spiegel zitiert.

Ohne das Geld von McFit wäre das Duisburger Spektakel also wohl ausgeblieben. Schon deshalb müsste man heute nicht über 19 Tote trauern und 500 Verletzte beklagen. Aber daneben, und das ist maßgebender, gibt es auch die konkreten, schon heute erkennbaren Fehler bei der Planung und Organisation der Loveparade 2010. Es wurde zwar viel Geld in die Technik gesteckt (Video), aber dafür an der Sicherheit gespart. Und zwar in einer Art und Weise, die mir – trotz Unschuldsvermutung- ganz persönlich eine Strafe und ordentliche Schadensersatzzahlungen für Rainer Schaller, aber ebenso für den Duisburger Oberbürgermeister, seinen Sicherheitsdezernenten und andere noch nicht so recht ins Blickfeld gerückte Personen außerordentlich sympathisch erscheinen lassen.

Aber ist das jetzt auch ein Grund, den Vertrag bei McFit zu kündigen? In keinem der Studios habe ich bisher einen Umgang mit der Sicherheit wahrgenommen, der auch nur ansatzweise annehmen lässt, das System Loveparade könne auch für die Trainingsräume gelten. Die Trainer, mit denen man schon mal ein offenes Wort wechseln kann, werden sicher nicht mit Geld überschüttet. Aber die Bezahlung und die Sozialleistungen sind, das habe ich schon von mehreren gehört, auch nicht schlechter als in anderen Läden.

Diese Trainer, aber auch die Nachtwächter und sonstigen Mitarbeiter wären die ersten, die einen Mc-Fit-Boykott zu spüren bekommen – und auf der Straße landen. Und wäre es angesichts dessen wirklich ein befriedigendes Gefühl, wenn in den Studios nach und nach die Lichter ausgehen? Rainer Schaller, abseits des Marketinggedankens ja das einzige Bindeglied zwischen McFit und der Loveparade, jedenfalls hat im Laufe der Jahre Millionengewinne eingestrichen. Er dürfte der letzte in seiner Mannschaft sein, den eine Schrumpfkur oder Pleite der Fitnesskette existenziell trifft.

Von daher mache ich nicht mit beim McFit-Boykott.