Demokraten, Extremisten, Journalisten

Der Verfassungsschutz in Niedersachsen eröffnet seinen Mitarbeitern neue Tätigkeitsfelder. Morgens geben sie künftig Schulunterricht, nachmittags bleibt es beim Großen Lauschangriff oder dem Undercover-Dienst als Funktionär bei der NPD.

Die Hilfslehrer im Dienste des Innenministeriums bringen eine Demokratie-Fibel in die vierten Klassen, diskutieren mit Siebtklässlern Extremismus-Comics und spielen mit Schülern der 10. Klasse „Planspiele“. Bei den Rollenspielen stehen sich laut offizieller Ankündigung „Demokraten, Extremisten oder Journalisten“ gegenüber. Hoffentlich verrät diese Katalogisierung nicht schon zu viel über das Weltbild des Verfassungsschutzes.

Ziel der Schulbesuche ist jedenfalls immer „offener Demokratieschutz in einer offenen Gesellschaft.“ Die neue Offenheit (bei der natürlich das Verdeckte nicht vernachlässigt werden soll) soll nun auch dich und mich einbeziehen. Interessierten bietet der Verfassungsschutz ein neues Ehrenamt – (Achtung, das ist jetzt wirklich nicht ausgedacht) den Demokratielotsen. Aus der Ankündigung:

An zwei intensiven Wochenenden in zwei niedersächsischen Heimvolkshochschulen werden die ehrenamtlichen Demokratielotsen geschult und über die Grundlagen und die Gefährdungen der Demokratie informiert.

Welche Aufgaben und Rechte so sein Demokratielotse hat, ist wohl noch weitgehend offen. Mit einem Gratis-Trenchcoat ist nicht unbedingt zu rechnen. Aber vielleicht mit einem schmucken Ausweis, der bei der Debatte im Pausenraum, am Stammtisch oder in der Straßenbahn auch als rote Karte für Meinungsextremisten dient. Vielleicht sogar mit ein paar Linien hinten drauf, um Namen und Adressen notieren zu können. Damit die hauptamtlichen „Kollegen“ auch künftig was zum Spähen haben.

Oh, ich merke schon, beim Spekulieren geht was mit mir durch. Ich nehme alles zurück. Falsche Zeit, falsches Land.