Amazon schmeißt unbequeme Kunden raus

Amazon beginnt damit, die Konten von Kunden zu schließen, die öfters Waren zurücksenden. Caschys Blog hat gestern darüber berichtet, mittlerweile räumt Amazon die Aktion ein. Betroffen sind laut Amazon Kunden, bei denen “kein Einkaufs- und Retourenverhalten eines Verbrauchers vorliegt”.

Den Kunden wird mitgeteilt, ihr Konto werde mit sofortiger Wirkung geschlossen. Der Kunde möge auch kein neues Konto anlegen. Zur Begründung schreibt Amazon:

Wir haben bemerkt, dass Sie eine hohe Anzahl Ihrer kürzlich bestellten Artikel zurückgegeben haben. Natürlich kann es gelegentlich zu Situationen kommen, in denen man Produkte zurückgeben muss, allerdings ist die Häufigkeit Ihrer Rücksendungen außergewöhnlich hoch.

Wir müssen Sie deshalb darauf hinweisen, dass wir aufgrund der Überschreitung der haushaltsüblichen Anzahl an Retouren in Ihrem Kundenkonto zukünftig leider keine weiteren Bestellungen entgegennehmen können und Ihr Amazon-Konto mit sofortiger Wirkung schließen.

Schmerzlich ist dies vor allem für Nutzer eines Kindle. Diese können zwar noch ihre bisher gekauften Bücher lesen, aber keine neuen erwerben. Da der Kindle kaum dazu gebracht werden kann, fremde E-Books anzuzeigen, ist er ab der Kontoschließung für normale Nutzer wertlos. Trotz mehrfacher Proteste, so heißt es bei Caschy, bleibe Amazon bei seiner Entscheidung. Diese sei endgültig.

Vordergründig kann sich Amazon auf die Vertragsfreiheit berufen. Jedem Händler steht es grundsätzlich frei, Verträge mit bestimmten Personen abzulehnen. Es gibt keinen Lieferanspruch gegenüber Amazon.

Allerdings hat die Sache möglicherweise doch einen Haken. Das Widerrufsrecht, von dem die Kunden Gebrauch machen, steht ihnen gesetzlich zu. Es darf nicht an irgendwelche Bedingungen geknüpft werden. Selbst wenn Amazon die Rücknahme bereits gelieferter Ware nicht ablehnt und die Kundenkonten “sauber” abwickelt, übt das Unternehmen aber eindeutig psychologischen Druck aus.

Das gilt nicht mal so sehr für die Betroffenen, sondern für alle sonstigen Kunden. Wer von der Praxis des Versandhauses weiß, wird sich vielleicht von einer Retoure abhalten lassen, weil er einfach nicht rausgeschmissen werden will. Zum Beispiel wegen des Kindle. Amazon erzeugt also einen “Wohlverhaltensdruck”.

Das könnte ein Fall für die Verbraucherzentralen werden. Und auf jeden Fall einer für die Konkurrenz von Amazon. Mitbewerber können argumentieren, Amazon verschaffe sich durch seine abschreckenden Äußerungen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Firmen, die keine subtilen Druck ausüben und deshalb eine höhere Retourenquote und damit höhere Kosten haben.

Angesichts dessen ist es auch nicht verwunderlich, dass Amazon trotz Mediennachfragen seine Rausschmeißpolitik nicht präzisiert. Würde das Unternehmen nämlich klipp und klar sagen, welche Retourenquote das Vertragsverhältnis gefährdet, wäre das eine recht offensichtliche Einschränkung des gesetzlichen Widerrufsrechts und damit durch die Konkurrenz abmahnfähig.