Der Papier-Minister

„Ich mache kein Internetbanking mehr.“ Das hat NRW-Justizminister Thomas Kutschaty erklärt. Damit reagiert er wohl auf die von ihm so empfundene Unsicherheit dieses Internets.

Über die tatsächlichen Risiken des Internetbankings kann man sicher streiten. Das größte Risiko scheinen mir nicht findige Kriminelle zu sein, die über Superduper-Technologien verfügen. Vielmehr sind es meist die Nutzer selbst, die sich mit simplen Phishing-Tricks aufs Glatteis führen lassen.

Das ist natürlich schlimm genug, und Aurklärung tut sicher not. Aber bedeutet das auch, dass der informierte und umsichtige Nutzer beim Online-Banking wirklich so viel gefährdeter ist als ein Kunde, der seine Überweisungsträger brav in Papierform einreicht und seinen Kontoauszug persönlich am Automaten zieht?

Gerade beim Thema Kriminalität und Banking muss ich sagen, dass in meiner persönlichen Mandats-Hitparade sich der simple Überweisungsbetrug nach wie vor gut behauptet. Da werden schlicht die Bankdaten von Firmen, Freiberuflern (sehr beliebt: Ärzte) besorgt, eine Unterschrift auf die Anweisung geschlurt – und ab damit in den Postkasten der zuständigen Bank-Hauptstelle.

Das klappt offenbar recht zuverlässig. Denn die Unterschriftenkontrolle ist natürlich die Schwachstelle dieses Systems. Prüft die Bank penibel, kostet das nicht nur Geld. Auch die Kunden gehen auf die Barrikaden, wenn sie sich wegen jeder Überweisung inquisitionieren lassen müssen.

Auch der gute, alte Überweisungsbetrug ist demnach ein greifbares Risiko. Insbesondere dann, wenn die Bank auch noch behauptet, die Unterschrift sei sehr wohl echt. Oder mit Einverständnis des Kunden gefälscht. Das kann einen Rattenschwanz von Ärger nach sich ziehen. Und wer kein Geld für eine Klage hat, schaut am Ende oft genug in die Röhre.

Auch diese Gefahren sollte sich der Justizminister mal vor Augen führen, wenn er meint, seine Furcht vor dem Internet öffentlich herausstellen zu müssen.