Bilderstürmer bei der Arbeit

Die Hindenburg-Kaserne in Munster (Niedersachsen) wird am 10. September 2025 in Unteroffizier-Friederike-Krüger-Kaserne umbenannt.

Ich fasse die Fakten zusammen:

Die Umbenennung der Kaserne erfolgt im Rahmen der „Traditionspflege“ der Bundeswehr, basierend auf einem wissenschaftlichen Gutachten des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Dieses Gutachten bewertete die sogenannte „Traditionswürdigkeit“ des bisherigen Namensgebers Paul von Hindenburg, dem früheren Reichspräsidenten, neu. Außerdem hat wohl auch eine Art Soldatenrat mitbestimmt. Ausschlaggebend für die Ausmusterung Hindenburgs sollen folgende Gründe sein:

– Hindenburgs demokratiefeindliches Handeln,

– die bewusste Verbreitung falscher Tatsachen,

– seine zunehmend autoritäre Amtsführung als Reichspräsident,

– seine führende Rolle bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten.

Die neue Namensgeberin, Friederike Krüger (1789–1848), war ein(e) preußische(r) Unteroffizier(in), also eine Frau, die sich als Mann verkleidete und – angeblich – als solche unerkannt in den Befreiungskriegen diente. Sie wird als Vorbild für Mut, Pflichterfüllung und Hingabe im Dienst geschildert.

Ich hätte kein Problem damit, wenn ein öffentliches Bauwerk nach dieser bemerkenswerten Soldatin benannt wird. Auch wenn mir der offizielle Name „Unteroffzier-Friederike-Krüger-Kaserne“ doch eher unglücklich gegendert scheint. Aber darf man gleichzeitig eine historisch komplexe Figur wie Hindenburg auf ein paar Spiegelstriche reduzieren, die sich wie noch dazu wie die billige Checkliste aus dem Innenministerium Rheinland-Pfalz gegen AfD-Bewerber für den öffentlichen Dienst lesen?

Früher nannte man das Bilderstürmerei. Hier ist sie auch noch von oben veordnet, was sie nicht unbedingt sympathischer macht. Die Meister der von oben verordneten Bilderstürmereieren waren übrigens die „Helden“ der Französischen Revolution. Das grandiose Scheitern dieser Revolution brachte mit Napoleon ausgerechnet den autokratischen Herrscher hervor, gegen den Friederike Krüger zu Felde zog. Aber auch sie war natürlich keine Freiheitskämpferin, sondern stand im Dienste des ebenfalls nicht sonderlich demokratisch legitimierten Preußenkaisers Friedrich Wilhelm III. Aber was spielt das alles am Ende für eine Rolle, Hauptsache die Symbolik stimmt.