Verbraucherschützer mahnen Frauenärzte ab

Zum ersten Mal legt sich die Verbraucherzentrale NRW mit Ärzten an. Die Verbraucherzentrale hat  Mediziner abgemahnt, weil diese “Kasse mit der Angst machen“, wie es Vorstandschef Klaus Müller formuliert.

Die Verbraucherschützer hatten im Internet speziell nach Angeboten von Gynäkologen gefahndet. Sie entdeckten Frauenfachärzte, die sich als „Meister des Verkaufs“ erwiesen. So wurden kostenpflichtige Ultraschalluntersuchungen als „wunderbare Möglichkeit“ angepriesen, um in der Gebärmutter Zysten und Tumore rechtzeitig zu erkennen”. Das „erhöhe die Heilungschancen bei bösartigen Verän­derungen zu einem hohen Prozentsatz“.

Solche vollmundigen Aussagen hält die Verbraucherzentrale für wettbewerbswidrig. Wissenschaftliche Studien hätten belegt, dass solche Leistungen medizinisch nicht notwendig sind. Dennoch gebe es dubiose Angebote, die gerade diese nutzlosen Leistungen anpreisen und auf die Angst der Patientinnen spekulieren. Mit „Vorsorge plus“ werde geworben oder mit „erweiterter Krebsvorsorge“.

Die Patientinnen müssen solche ärztliche Arbeit mit 16 bis 31 Euro aus der eigenen Tasche bezahlen. Überflüssig, kritisiert Klaus Müller. „Besteht tatsächlich Verdacht auf Eierstock­krebs, dann ist der Ultraschall eine Kassenleistung.“

Die Internet-Auftritte von 157 Frauenärzten sind überprüft worden. Das entspricht laut Verbraucherzentrale etwa einem Viertel der insgesamt 611 Fachmediziner in den Kassenbezirken Nordrhein und Westfalen-Lippe. Zehn Prozent der Webseiten haben die Verbraucherschützer als „unseriös“ eingestuft. Von zehn Ärzten fordern sie in einem weiteren Schritt Unterlassungserklärungen.

„Wir hoffen“, so Klaus Müller, „dass sich das rumspricht“. Er will die unliebsa­men Nebenwirkungen des Modells „Arzt als Verkäufer“ kurieren. „Wir stehen damit erst am Anfang“, sagt Müller in Richtung übertrieben geschäftstüchtiger Mediziner. (pbd)