BLOSS KEINE WOLKEN

Haftprüfungstermine bieten in der Regel Gelegenheit, vorher mit dem Mandanten zu sprechen. Denn die Betroffenen werden meistens in aller Herrgottsfrühe von der Justizvollzugsanstalt, in der sie einsitzen, zum Gericht gefahren.

In Bochum scheint man auf „just-in-time“ umgestellt zu haben. Denn um 10.30 Uhr sitze ich jetzt hier, vor Saal C 248 (in den tieferen Etagen funktionieren weder Handy noch UMTS) und warte auf meinen Mandanten. Um elf Uhr sollte es eigentlich schon losgehen, doch im Hausgefängnis ist noch niemand eingetroffen, der den Namen meines Mandanten trägt.

Also Rücksprache mit der Geschäftsstelle. Die freundliche Dame fragt nach. Und ruft mich, das finde ich wirklich liebenswert, sogar auf dem Handy zurück. „Die fahren gerade los, kommen in ca. 10 Minuten an.“

Uh, das wird knapp. Wir haben schließlich noch einiges zu besprechen, zumal ich bislang keine Gelegenheit hatte, mit dem Betroffenen persönlich zu sprechen. Doch auch hier zeigt sich, dass man durchaus auf Flexibilität hoffen kann. Kurze Schilderung der Sachlage, und ich einige mich mit der Ermittlungsirichterin auf 11.15 Uhr. Sogar die Staatsanwältin, die uns zum Termin die Ehre geben will, will die Richterin persönlich benachrichtigen.

Fehlen eigentlich noch zwei Dinge: die Außervollzugsetzung des Haftbefehls und ein anschließender Espresso mit dem Mandanten. Hoffen wir also mal, dass in Bochum nicht noch kurzfristig Wolken aufziehen.

Los geht’s.

Update: Das Wetter blieb heiter.