ZWISCHEN DEN SPIELEN

Als ich vorhin noch ins Sportstudio ging, schnarchte der geringfügig Beschäftigte am Tresen. „Vier – mit dir“, vermeldete er auf meine besorgte Frage, ob vielleicht schon zu ist. „Normal sind um die Zeit so um die 120 Leute“, fügte er unaufgefordert hinzu. Es war deutlich herauszuhören, welche Gruppierung er für bekloppter hält. Liegt vielleicht auch daran, dass ausgerechnet im Empfangsbereich kein Fernseher von der Decke hängt.

Nach und nach wurden es aber doch noch ein paar mehr. Nur polnisch war heute nicht zu hören, nicht mal im Hantelbereich. Ich riss brav meine Pflichtdreiviertelstunde auf dem Stepper ab, als ein Trainer die TV-Galerie in Augenhöhe mit der Fernbedienung komplett auf ZDF schaltete. Das Coolste aber war, dass er sogar die Hallenbeschallung änderte. Thomas Wark statt Beyoncé – das gibt’s auch nur alle vier Jahre.

Du konntest fühlen, wie die drei, vier Mädels, die auf den Steppern festgewachsen sind, in Sekundenbruchteilen verkrampften. Unverschämtheit, da flüchtet man schon vor Männe und seinem Fußballwahn, und dann atmet das ganze Studio plötzlich Polen gegen Ecuador. Selbstverständlich blieb es bei bösen Blicken, dann senkten sie ihre Nasen wieder in die Gala.

Beim Rausgehen hätte ich noch Gelegenheit gehabt, bei einem Tippspiel mitzumachen. Wer eins, drei oder alle (so genau habe ich es nicht verstanden) Spiele richtig tippt und Deutschland Weltmeister wird, kann einen Gutschein gewinnen. Gegenwert: ein Eiweißriegel. Ich winkte dankend ab mit dem Hinweis, dass ich dringend nach Hause muss, um die spannende zweite Halbzeit auf dem Sofa zu genießen.

Das war natürlich gelogen, wie man an diesem Bericht sieht. Den schreibe ich allerdings auch nur, weil das leckere Pizzataxi um 23 Uhr schließt und ich mich ablenken muss. So was Dekadentes ist nämlich noch so lange tabu, wie ich mit Daumen und Zeigefinger Speckröllchen am Bauch produzieren kann.

Und jetzt zum Salat.