Polizisten führen Filme vor

Die Sonne scheint morgens mild, der Verkehr auf der Cäcilienallee in Düsseldorf fließt ruhig. Plötzlich wird der zitronengelbe Opel in die Parkbucht gewunken. Zwei Polizeibeamte in Zivil, versteckt hinter einer Litfasssäule, hatten den Fahrer ohne angelegten Haltegurt gesehen. Das sagt ihm der Beamte an der Kontrollstelle ohne jeden Vorwurf in der Stimme und bekommt die lässige Antwort: „Habe ich mir schon gedacht“.

Bereitwillig will der lächelnde Fahrer die 30 Euro Buße zahlen. Das Angebot, ihm einen Video-Film zu zeigen, der die Gefahren seines Verhaltens drastisch zeigt, quittiert der Fahrer noch immer lächelnd: „Ich kenne das, das Risiko kennt doch jeder“. Er steckt sich eine Zigarette an und schaut lächelnd auf den Bildschirm. Er sieht, dass eine Mutter ihren quengelnden Jungen nicht anschallt. Der fahrende Vater muss plötzlich bremsen – das Kind wird mit seinem Teddy durch die Windschutzscheibe geschleudert und verblutet auf der Fahrbahn.

Mit solchen filmischen Grausamkeiten will Innenminister Ingo Wolf (FDP) Raser, Alkholsünder und Gurt-Verweigerer zur Vernunft bringen. Möglichst gleich nach einem Verstoß werden sie gebeten, sich diese Schock-Videos anzusehen. Das gehört zu dem neuen Konzept des Minister, der die Unfallzahlen „insgesamt drastisch verringern“ will. Alle rund 360 Verkehrssicherheitsberater im Land werden die DVD mit den bestürzenden Szenen jetzt einsetzen.

Die Polizei in Gütersloh und Bielefeld nutzt bei Kontrollen abschreckende Videos bereits mit Erfolg bei Verkehrsrowdys. „Das gesprochene Wort allein“, sagt Wolf „ändert eine Einstellung nur begrenzt“. Wissenschaftliche Studien aus Österreich und Großbritannien hätten bestätigt, dass Schock-Videos nachhaltig wirken und für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen. Der Opel-Fahrer hat inzwischen seine Zigarette geraucht – er wirkt jetzt doch sehr ernst und nachdenklich. (pbd)