JVA Ratingen wird nicht JVA Ratingen heißen

Wäre da nicht diese Zauneidechsen-Population. Die lebt dort, ist schützenswert und deshalb bis zum Frühjahr eingezäunt. Gäbe es die Eidechsen nicht, könnte an der Oberhausener Straße in Ratingen, an der Stadtgrenze zu Düsseldorf nach dem ersten Spatenstich schon der Bau der neuen Justizvollzugsanstalt (JVA) beginnen. Die JVA ist Ersatz für die marode Anstalt Ulmer Höh` in Düsseldorf sowie für die kleinen, baufälligen Anstalten in Duisburg und Oberhausen. 850 Häftlinge sollen in ihr untergebracht werden.

Doch die Zaun-Eidechsen, die von der Biologischen Station Mittlere Wupper gefunden wurden und als gefährdet gelten, müssen nun erst einmal in ihrer Schutzzone überwintern. Erst im kommenden Frühjahr können sie gefangen und umgesiedelt werden. Immerhin: Der Bau-und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) hat den Baugrund vorbereitet. Mehrere verfallene Gebäude auf dem ehemaligen Bundeswehr-Gelände wurden zuerst entkernt und anschließend abgerissen.

Hier wird zuerst mit der Errichtung der Haftmauer begonnen. In spätestens zwei Jahren dann soll eine „neue, hochmoderne Haftanstalt“ enstanden sein, sagt Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU). Grundsätzlich gilt: Abgesehen von wenigen Gemeinschaftszellen werden die Gefangenen überwiegend in Einzelzellen untergebracht. Die werden in vier großen Hafthäusern – von bislang acht auf zehn Quadratmeter – ein wenig vergrößert. Sie sollen mit angeschlossener Toilette und Dusche eine bessere Hygiene bieten.

Auf der Baufläche, die so groß wie etwa vier Fußballfelder ist, ist für die Freizeitgestaltung und sportliche Aktivitäten „ausreichend Platz“ vorgesehen, heißt es. Beispielsweise werde es eine unterteilbare Sporthalle geben. Außerdem ein deutlich „verbessertes Angebot an Arbeitsplätzen“. Für Angehörige der Gefangenen soll es neben einem großen Besuchsraum auch Zimmer für kleine Gruppen und Räume zu Besprechungen mit Verteidigern geben.

Die baulichen Sicherheitsstandards, versichert die Justizministerin, genügen höchsten Anforderungen. Besonderer Wert werde auf die Außensicherung gelegt. Mit modernsten Videoüberwachungsanlagen und einem – parallel zur Mauer – geführten Sicherheitszaun im Innenbereich.

Das Projekt könnte auch schon einen Namen haben. Wären da nicht die Politiker, wäre da nicht die Verwaltung der Stadt Ratingen. Sie halten ihre Gemeinde für schützenswert. Deshalb haben sie sich vertraglich vom Land Nordrhein-Westfalen zusichern lassen: Die neue Haftanstalt wie auch immer – nur eben nicht Ratingen. (pbd)