Richtung Sakkotasche

Ich gehe gern, allerdings auch arbeitszeitbedingt spät einkaufen. Gestern besuchte ich um kurz nach halb zehn den REWE-Markt im Münstercenter. Um die Uhrzeit ist nicht sonderlich viel los. Vier, fünf Kunden verteilen sich im Laden. Und ein junger Mann im roten Sweatshirt. Der streicht demonstrativ durchs Geschäft. Ich habe ihn schon einige Male gesehen, aber bislang noch nicht realisiert, was offenbar seine einzige Aufgabe ist: Kunden observieren.

Ich stehe vor den Fertigsalaten. Er steht schräg hinter mir, und ich spüre seinen Blick. Vor dem abgepackten Fleisch fällt mir ein, doch mal auf meinen Einkaufszettel zu schauen. Ich hole meine Brieftasche raus, um nach der Notiz zu kramen. Das rote Sweatshirt saust aus dem Irgendwo herbei und macht sich rechts neben mir am Regel zu schaffen, die Augen demonstrativ auf meine Hände gerichtet. Ich überlege kurz, ob ich ein halbes Pfund Schweinemett in Richtung Sakkotasche führen soll. Ich lasse es, womöglich ist Ironie nicht seine Sache.

Als ich an den Spirituosen vorbei laufe, steht er am Ende des Flurs und starrt mir unverhohlen entgegen. Auch bei den Zeitschriften lässt er mich nicht aus den Augen, wobei ich mir seine Aufmerksamkeit allerdings mit einer Kundin (mit Rucksack!) teile, die sich am Brotregal nicht zwischen Toast und Pita entscheiden kann.

Als ich an der Kasse stehe und etwas warten muss, habe ich die Muße, ihn meinerseits etwas beobachten zu können. Offenbar bin ich gar nicht besonders verdächtig. Der Mann hat einfach alle Späteinkäufer im Blick. Mal den einen, mal den anderen.

Ich jedenfalls habe keine Lust, unter solchen Umständen einzukaufen. Beim nächsten Mal sage ich ihm, er soll mich in Ruhe lassen. Wenn’s nicht hilft, muss REWE ohne mich jeden Tag ein bisschen besser werden.