Der Minister kommt

Heute ab 11 Uhr wird Nordrhein-Westfalens Justizminister Thomas Kutschaty vor etwa 500 Schülerinnen und Schülern bildlich gesprochen auf die Knie gehen! Denn er wird, so kündigt es jedenfalls der Pressesprecher des Landgerichts Arnsberg an, den jungen Damen und Herren des Gymnasiums Petrinum in Brilon „seinen tief empfundenen Respekt zum Ausdruck bringen“.

Wieso? Der Minister empfindet womöglich Ehrfurcht davor, dass sich die Schülerinnen und Schüler so was antun. Und was macht der Minister in Brilon? Er wird für einige Schulstunden, ja doch, „selbst unterrichten“. Das außerplanmäßige Fach Rechtskunde. So lässt es Arnsbergs Landgerichtsprecher Peter Marchlewski „mit großer Freude“ wissen.

Woher diese Verzückung kommt, macht er auch klar. Die „wichtige Veranstaltung“ soll den Gymnasiasten beispielsweise verklickern, wie sie „das Eigentum an dem Brötchen erlangen, das sie in der Pause beim Bäcker kaufen“. Denn, schrecklich, „das wissen sie nicht“! Dabei sei das doch „ein juristisches Basiswissen“, schreibt Marchlewski. Das sei nicht nur notwendig, „um sich vor der Handyfalle … zu schützen“, nein!, es macht auch groß und stark, um „im Alltag bestehen zu können“.

Also, aufgepasst, denn schon aus der Ankündigung des Events lässt sich einiges lernen: „Das Rechtssystem lebt von der aktiven Geltendmachung der Rechte durch die Bürgerinnen und Bürger.“ Mehr noch: In einer „immer komplexer werdenden Gesellschaft“ werde es „auch immer wichtiger, dass gerade junge Menschen die Grundzüge des Rechtssystems verstehen“.

Wäre ja auch betrüblich, wenn ein junger Mensch ohne die Lehrstunde eines Justizministers womöglich den Unterschied zwischen mein und dein nicht kennt. Oder nicht weiß, dass die Staatsmacht das Monopol zur (körperlichen) Gewalt hat.

Oder gar keine Ahnung davon hat, wie und warum mit welchem Recht der Sozialdemokrat Thomas Kutschaty erst Schüler war, dann Anwalt wurde, dann Minister und sich nun als Lehrer versucht.

Einen geplanten Berufswechsel allerdings dementiert der Minister.
Kutschaty wird also kaum landauf, landab auf Missionstour gehen und dabei womöglich nebenbei frische, künftige Referendare für die stets unterbesetzte, ach so notleidende Justiz rekrutieren. Dann müsste er den Schülern womöglich auch sagen, dass sie dort mitunter für lange Zeit kleine Brötchen backen müssen. (pbd)