Spyware im Laternenmast

In amerikanischen Städten werden immer öfter Systeme installiert, die Schüsse erkennen und auswerten. Die Audiodetektoren speichern und orten nicht nur die Töne, sie steuern auch Überwachungskameras, um möglichst Bilder vom Geschehen zu erhalten. Wie netzpolitik.org berichtet, hat der Hersteller die Preise nun drastisch gesenkt, so dass die Überwachungsanlagen für Kommunen immer erschwinglicher werden.

Damit steigt aber auch die Gefahr eines ganz neuen Überwachungsszenarios. Die Mikrofone sind nämlich unauffällig im öffentlichen Raum verborgen, zum Beispiel in Laternenmasten. Die Standorte werden zumindest in den USA auch nicht bekanntgegeben.

Bei derart intelligenten Systemen liegt es natürlich auch nahe, dass eben nicht nur Schüsse – und damit Fälle möglicher Schwerkriminalität – belauscht werden. Selbst Polizisten sollen schon berichtet habe, sie hätten auf Aufnahmen des Pistolenradars Vogelgezwitscher, das Schlagen von Türen oder vorbeifahrende und hupende Autos gehört.

Das Dementi des Hersteller klingt dagegen merkwürdig dünn. Die Anlagen seien nur zur Schusserkennung konzipiert. Sie schalteten sich auch nur an, wenn ein Schuss erkannt werde. Das mag ja sein, aber die technischen Möglichkeiten dürften weit darüber hinaus gehen. Immerhin scheint klar zu sein, dass jedenfalls alle Gespräche im Umfeld aufgezeichnet werden können, sobald ein Schuss die Anlage ausgelöst hat.

Es wäre also ein leichtes, die Schussdetektoren auch für einfache Lauschangriffe auf Passanten zu nutzen. Die Zeiten, in denen man sich draußen grundsätzlich unbelauscht fühlen durfte, wären damit offiziell vorbei. Kommentatoren bei netzpolitik.org erinnern dann auch schon an Szenen aus 1984 oder Blade Runner, die bald Wirklichkeit werden könnten.

Parallel dazu kommen in den USA auch Straßenlaternen mit Überwachungsfunktionen in Mode.