Städte reagieren mittlerweile allergisch auf Facebook-Partys. Ob mit oder ohne Grund – solche Veranstaltungen, für die es meist keinen greifbaren Veranstalter gibt, werden zunehmend verboten. Im Schwäbischen scheint man nun noch eins draufsetzen zu wollen. Dort gab es jetzt sogar Hausdurchsuchungen.
In Backnang war eine Facebook-Party eskaliert, eine andere Feier in Konstanz wurde verboten und mit großem Aufwand verhindert. Unter anderem wurde ein Freibad geschlossen, um kein Veranstaltungsgelände zu bieten. Die Polizei verteilte Flyer. Sie drohte darauf mit “Bußgeld statt Eintritt” und “U 18 – Abholung durch die Eltern”.
Einen erneuten Partyaufruf hat die Polizei in Konstanz jetzt mit Hausdurchsuchungen quittiert. Bei Verdächtigen wurden Computer und Smartphones beschlagnahmt, heißt es in diesem Zeitungsbericht. Den Betroffenen werde zwar nur eine Ordnungswidrigkeit vorgeworfen. Dennoch scheint sich aber ein Richter gefunden zu haben, der die Hausdurchsuchungen abgesegnet hat.
Eigentlicher Hintergrund ist wahrscheinlich, dass man den Betroffenen die Kosten für Polizei und Ordnungsamt aufs Auge drücken will. Baden-Württembergs Innenminster Reinhold Gall (SPD) kündigte bereits – unter Schweigen seiner grünen Kabinettskollegen – an, entschlossen gegen Facebook-Partys vorzugehen und “Veranstalter” zur Kasse zu bitten.
Wohl aus gleichem Grund präsentieren die Behörden horrende Zahlen über die Kosten von solchen Einsätzen. 45 bis 48 Euro werden etwa für jede Einsatzstunde eines Polizisten in Rechnung gestellt, heißt es in diesem Beitrag. Ganz so, als müssten alle eingesetzten Beamten Überstunden schieben oder würden gar extra eingestellt.
Vielleicht würde weit weniger passieren oder sogar nichts passieren, wenn sich der Staat nicht so gegen Facebook-Partys in Stellung brächte. Dass sich Menschen treffen und feiern, ist ja erst mal nichts Schlimmes. Wenn so ein Wunsch dann aber gleich mit massiven Drohkulissen bekämpft wird, darf man sich über Aggression auf der Seite der Feierwilligen eigentlich kaum wundern.
Möglicherweise verursacht die martialische Haltung im Süden der Republik mehr Probleme, als sie löst.