Der Jugendschutz in Deutschland könnte – jedenfalls auf dem Papier – bald dazu führen, dass man deftigere E-Books künftig nur noch zwischen 22 und 6 Uhr herunterladen kann. Jedenfalls gibt es derzeit ein Verfahren wegen des Transgender-Romans „Schlauchgelüste“. Bei diesem pochen die Behörden darauf, dass das E-Book tagsüber nicht angeboten wird, berichtet das Branchenmagazin „Börsenblatt“.
Für online verkaufte E-Books gilt, wie für alle Telemedien, der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag. Dieser sieht vor, dass jugendgefährdende Inhalte nur zwischen 22 und 6 Uhr frei zugänglich sein dürfen. Gerade bei E-Books klingt das besonders absurd. Wahrscheinlich würden viele Eltern vieles drum geben, dass ihre Kinder überhaupt mal wieder was lesen. Aber der Buchhandel nimmt das Problem notgedrungen ernst.
Der Justiziar des Verbandes verhandelt laut Börsenblatt derzeit mit den Behörden, um eine Lösung zu finden. Zum einen soll geklärt werden, welche Prüfpflichten Verlage bei E-Books überhaupt haben. Zum anderen gibt es den Gedanken, die Sortimente mit geeigneter Software abzusichern, etwa mit Hilfe der bislang kaum verbreiteten und umstrittenen Jugendschutzprogramme.
So praktizierter Jugendschutz verspricht natürlich einen großartigen Erfolg. Die gestrengen „Sendezeiten“ werden ja schon länger gerade bei erotisch angehauchten Bewegtbildern durchgesetzt. Sofern der Anbieter seinen Sitz in Deutschland hat. Wie gut, dass niemand auf die Idee kommt, die Inhalte ganz einfach im Ausland ins Netz zu speisen, wo vielleicht andere Gesetze gelten. Oder möglicherweise auch nur die Uhren anders ticken.