Der Gerichtssaal war offen, meine Verhandlung sollte in vier Minuten beginnen. Unbedarft wie ich bin, betrat ich den Raum. Und wurde direkt angeblafft. Von der Protokollführerin, die gerade in ein Schwätzchen mit dem ebenfalls schon anwesenden Staatsanwalt vertieft war. Es ging um eine kranke Kollegin und die Frage, ob die nach ihrer Galle noch mal wiederkommt. Bei Klatsch und Tratsch kam ich natürlich ungelegen. „Warten Sie wohl bitte draußen“, zischte die Protokollführerin.
Dass ich als Verteidiger von einer Gerichtsmitarbeiterin ausgesperrt werde, gehört nicht unbedingt zu meiner Alltagserfahrung. Ich erkundigte mich, warum ich einen offenstehenden Sitzungssaal nicht betreten darf. „Manche Richter wollen das nicht“, sagte die Dame ernsthaft, aber wenig überzeugend. „Jetzt gehen Sie bitte wieder raus, und kommen Sie erst wieder rein, wenn die Sache aufgerufen wird.“
Ich erlaubte mir den freundlichen Hinweis, dass ich als Verteidiger dann unmittelbar nach dem Aufruf der Sache den Richter um fünf Minuten Unterbrechung bitten müsste. Immerhin muss ich ja mein Notebook in Betrieb nehmen, die Akte, meine Gesetzbücher und was zum Schreiben bereitlegen. Das führte zu einem Teilerfolg. Denn offenbar rechnete die Mitarbeiterin nicht damit, dass der Richter sich darüber freuen würde, wenn er mir beim Auspacken zuschauen darf. „Dann bauen Sie Ihren Kram halt auf.“
Während ich meine Utensilien bereitlegte, erkundigte ich mich, warum denn der Staatsanwalt im Gegensatz zu mir anwesend sein dürfe. Keine nachvollziehbare Antwort. Ich entschied mich zu einem Kompromissvorschlag. „Wenn der Herr Staatsanwalt mit mir draußen wartet und Sie ganz doll auf meinen Computer aufpassen, gehe ich raus.“ Das wiederum brachte den Staatsanwalt in Wallung. Der war plötzlich der Meinung, dass Anwälte brav vor der Tür warten, sei am betreffenden Amtsgericht nun mal seit jeher üblich. Was ich allerdings nicht bestätigen kann, obwohl ich dort schon seit 20 Jahren ein und aus gehe.
Als nun auch noch der Staatsanwalt den Sitzungspolizisten raushängen ließ, hatte ich auch genug. Ich setzte mich demonstrativ auf meinen Platz und harrte der Maßnahmen, die nun gegen mich ergriffen würden. Es passierte aber rein gar nichts. Doofes Ende, zugegeben. Mit ein wenig mehr hatte ich schon gerechnet.