Die Kripo als Klapperstorch

Die Vorladung als Zeuge bei der Polizei ist nicht unbedingt eine angenehme Sache, vor allem wenn man nicht weiß, um was es konkret geht. Noch weniger, wenn dir am Telefon aber immerhin gesagt wurde, Thema sei ein Tötungsdelikt. Das war der Grund, warum der Mandant dann doch lieber nicht allein zur Polizei wollte, sondern mich als Begleitung engagierte.

So was mache ich öfter, doch diese Vernehmung hatte noch einen besonderen Twist parat. Gleich zu Beginn fragte der Polizeibeamte meinen Mandanten nämlich, ob er eine Frau S. kennt. Was mein Mandant bejahte, aber auch gleich darauf hinwies, dass er die Frau seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hat. War ohnehin nur eine Affäre.

Ich kann jetzt nicht alle Details erzählen, aber die nächste Aussage des Beamten war dann sinngemäß: Herzlichen Glückwunsch, dann sind Sie nach unseren Ermittlungen schon seit mehr als einem Jahr Vater einer gesunden Tochter. Das Kind heißt Marie.

Der Mandant brachte die Vernehmung mit einigem Anstand hinter sich. Man konnte ihm aber anmerken, dass seine Gedanken woanders waren. Als wir fertig waren, musste er auch ganz dringend eine WhatsApp-Nachricht absetzen. Die Antwort ließ noch auf sich warten, als wir uns verabschiedeten. Die Sache bei der Polizei ist noch nicht ganz ausgestanden. Ich werde also bei Gelegenheit erzählen können, ob die Polizei korrekt „ermittelt“ hat.