Schon bei seinem ersten Besuch hier im Büro habe ich dem Mandanten geraten, den Ball flach zu halten. Man hat ja so seine Erfahrung…
Passiert ist folgendes: Die Polizei klingelte beim Mandanten, weil ihn – so jedenfalls die Angaben der Herren Drogenfahnder – jemand als Dealer denunziert hat. Der Mandant fragte nach einem Durchsuchungsbeschluss. Gefahr im Verzug, sagten die Beamten. Der Mandant könne aber auch freiwillig der Durchsuchung zustimmen, dann gebe es ganz bestimmt weniger Ärger. Das machte der Mandant dann auch (wovor ich ihm aber abgeraten hätte).
Gefunden wurde bei der Durchsuchung eine mittlere Menge Marihuana. Dafür muss man nicht in den Knast, aber harmlos ist die Geschichte auch wieder nicht. Außerdem gab es in der Wohnung Bargeld, etwas mehr als 3.000 Euro. Stoff und Bargeld wurden mitgenommen. Für ein förmliches Protokoll war keine Zeit, der nächste Einsatz wartete angeblich schon auf die Beamten. Der Mandant müsse erst mal gar nichts machen, hieß es, er kriege noch einen Anhörungsbogen von der Kripo.
Ich würde die Geschichte nicht erzählen, wenn genau das dann auch passiert wäre. Aber – Schweigen im Walde. Kein Anhörungsbogen. Auch ansonsten nichts. Nach einem dreiviertel Jahr spricht langsam doch eine Vermutung dafür, dass der Vorgang – sicherlich völlig versehentlich – nicht mit einem amtlichen Aktenzeichen aufgewertet wurde. Der Mandant überlegt natürlich immer mal wieder hin und her, ob er schlafende Hunde wecken soll. Oder ob er doch besser seine Barschaft abschreibt.
Ich gehe davon aus, dass er die richtige Entscheidung trifft. Damit wären wir wieder beim eingangs erwähnten Ball.