Die Anwaltskollegen aus dem Zivil-, Verwaltungs- und Sozialrecht lieben beA, das besondere elektronische Anwaltspostfach, ja schon länger. Seit dem Jahresanfang trifft es auch uns Strafverteidiger. Wir dürfen zwar auch noch altmodische Briefe und Faxe schicken. Aber für die meisten Rechtsmittel gilt nun auch die beA-Pflicht nach § 32d StPO. Das heißt, wenn eine Revision beispielsweise nicht per beA eingelegt wird, ist sie unwirksam.
Ich gebe zu, einmal hat mich das beA in einen echten Fristendruck gebracht. Ich hatte am Tag des Fristablaufs, es war ein Freitag, noch eine Revisionsbegründung abzugeben. Tagsüber hatte ich einen Gerichtstermin. Der dauerte – eher unerwartet – bis in den frühen Abend. Das war kein großes Problem. Der Schriftsatz war an sich fertig, ich wollte nur noch mal drüber lesen und noch ein wenig am Text frickeln. Das geschah nun erst gegen 19 Uhr, aber gut, ich habe ja keine festen Arbeitszeiten.
Gegen 20.30 Uhr wollte ich das Werk dann per beA senden. Das System reagierte – mit der Aufforderung zu einem Zwangsupdate. Welches dann scheiterte, weil angeblich Java zerschossen war. Java installierte ich neu, was die beA-Software aber nur zur gleichen Fehlermeldung animierte. Nach einer knappen dreiviertel Stunde Update-Versuch griff ich zu Plan B. Ich ging mal rüber zu einer benachbarten Anwaltskanzlei. Dort arbeitete zum Glück noch ein Kollege. Der hatte schon am Nachmittag sein Glück mit dem Update versucht. Deutlich erfolgreicher als ich.
Ich durfte meinen Schriftsatz über das System der Kollegen senden, wofür ich mich auch noch mal bedanken möchte. Zu Gegendiensten bin ich jederzeit gern bereit. Unser beA bekam ich am Samstag auch gefixt, zumindest erst mal auf einem anderen Rechner. Aber da wäre die Frist schon versäumt gewesen.
Ich habe aus der Sache gelernt. Fristen, die nur übers beA zu erledigen sind, laufen bei mir nicht mehr am Tag des Fristablaufs ab. Sondern einen Tag vorher. Ich gehe nicht nach Hause, bevor der Schriftsatz draußen ist. Außerdem halte ich das beA immer auf mindestens zwei Rechnern frisch, einer davon steht bei mir zu Hause. Das ist mir mein Seelenfrieden wert.