Meine Kandidaten für den misslungensten Aprilscherz:
DAMIT GEHEN WIR NACH …
Focus-Chef Helmut Markwort plaudert Details über das Anwaltsschreiben aus, mit dem Günther Jauch und seine Lebensgefährtin Berichterstattung über ihre Hochzeit verboten haben:
Riskant ist nur, dass ich die offenbar nach Art einer Postwurfsendung verbreitete „Interessenwahrnehmung“ hier ausplaudere. Das Schreiben darf nämlich, so die tüchtige Kanzlei von Günther Jauch, „weder wörtlich noch sinngemäß in Teilen oder ganz veröffentlicht werden“. Sonst würden „eigenständige Ansprüche“ ausgelöst. Ich fürchte mich schrecklich und fühle mich bedroht, aber vielleicht können wir ja den kanzleiseits entstandenen Schaden nach einigen Instanzen vor Gericht aufrechnen gegen den Diebstahl meiner wertvollen Zeit durch Lektüre des unverlangt eingesandten Schreibens.
Na, wenigstens ahnen wir, bei welchem Gericht die Kollegen es versuchen würden.
GEGEN GEZ-ABZOCKE
Ein neugegründeter Verein sorgt für eine Verfassungsbeschwerde gegen GEZ-Gebühren für internetfähige PCs, berichtet heise online.
FLATRATE
Vorhin im Sportstudio. Drei von acht Leuten auf einem Stepper quaken geduldig in ihre Handys.
Die anderen haben keine Flatrate.
KOMMENTARE
An einige neue Kommentatoren:
Poltern, stänkern, nölen. Das ist in den Kommentaren zwar nicht ausgeschlossen. Wer es sich aber zu einfach macht und nicht einmal ansatzweise was zur Sache sagt, fliegt raus. Vielleicht erst nach Stunden, aber ihr fliegt raus.
Auch das mit der „Zensur“ haben wir bereits diskutiert. Wenn ihr an die Bäckerblume oder die Motorwelt „Kommentare“ schreibt, werden die auch nicht unbedingt veröffentlicht. Im Zweifelsfall empfehle ich ein eigenes Weblog.
Das wird sicher gern gelesen.
GARANTIERT BUND FÜR GASPROM ?
Laut „Süddeutscher Zeitung“ hat die frühere Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder auf ihre letzten Tage eine Garantie für einen Kredit von einer Milliarde Euro für Gasprom beim Bau der Ostsee-Pipeline übernommen.
Es soll sich um einen „ungebundenen Finanzkredit“ handeln. Es würden also nicht die Forderungen eines deutschen Exporteurs abgesichert, sondern die Investition eines ausländischen Unternehmens. Das sei ungewöhnlich. Ungewöhnlich sei auch, dass nicht nur die wirtschaftlichen, sondern auch politische Risiken abgesichert seien.
Schröder hat mittlerweile erklärt, es habe nur ein gemeinsames Finanzierungsangebot der Deutschen Bank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau gegeben. Gasprom werde dieses Angebot aber nicht annehmen.
Nach meiner Meinung widersprechen sich beide Darstellungen nicht unbedingt. Die öffentliche Hand sichert viele Kredite privater Institute und der öffentlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau durch Ausfall- und Rückbürgschaften ab.
Der Artikel der Süddeutschen Zeitung ist nur für Abonnenten abrufbar. Aber Spiegel online zitiert ausführlich.
Nachtrag: Nach einer aktualisierten Fassung des Berichts hat ein Ministeriumssprecher bestätigt, dass es die Garantie gibt. Näheres auch in der FAZ.
SCHLAPPE FÜR WESTERWELLE ?
Die Financial Times rechnet damit, dass Guido Westerwelle gegen Gerhard Schröder verlieren wird. Heute wurde in Hamburg verhandelt, und die Richter gaben Folgendes zu bedenken:
Man darf nicht Äußerungen in den Raum stellen, in denen einem anderen unterstellt wird, etwas getan zu haben, was er nicht getan hat.
Das Gericht scheint der Meinung zu sein, wenn Westerwelle von einem Auftrag sprach, habe er auch einen Auftrag im juristischen Sinne gemeint. Damit wird zumindest eines offenkundig: Das Hamburger Landgericht hält den durchschnittlichen Zeitungsleser für blöder, als er ist.
Oder sollte jemand, der die Information Schröder = Bundeskanzler = Politiker in seinem Kopf erfolgreich verarbeitet hat, ernsthaft angenommen haben können, Schröder habe die Pipeline selbst in Auftrag gegeben? Das ist wirklich ein schönes Beispiel dafür, wie man am Wortlaut kleben kann, wenn es genehm ist. Dabei steht doch schon im altehrwürdigen BGB ein Grundsatz, der an sich Allgemeingeltung beansprucht:
Bei der Auslegung einer Willenserklärung ist der wirkliche Wille zu erforschen und nicht an dem buchstäblichen Sinne des Ausdrucks zu haften.
Schön zu sehen, dass die Hamburger Presserichter diese Fähigkeit dem gemeinen Volk nicht einmal ansatzweise zuzutrauen scheinen.
AMATEURVERTEIDIGER
Ein weiterer Grund für Beschuldigte / Angeschuldigte / Angeklagte, sich keine Amateurverteidiger zu suchen, die das Geschäft nur hin und wieder und nebenbei betreiben.
WENN ICH DICH …
„Wenn ich dich draußen erwische, breche ich dir die Beine.“
Sagte ein Kurierfahrer zu seinem Vorgesetzten.
Die Anwältin des Kurierfahrers zeigte sich heute Morgen am Arbeitsgericht erstaunt, dass so eine Äußerung eine ordentliche Kündigung rechtfertigen kann. Die Richterin stimmte ihr zu: „Ja, eigentlich ist das ein glasklarer Grund für eine fristlose Kündigung.“
Das wiederum war nicht exakt das, was die Anwältin gemeint hatte. Aber letztlich ließ das Bonmot der Richterin jeden Widerstandswillen erlahmen. Mein Mandant hatte die Kündigungsfrist falsch berechnet. So konnte ich auch was nachgeben, was der Optik immer zuträglich ist.
WAGENBURG
Erstmals gesehen: Tür zu einem Richterzimmer, die nur von innen geöffnet werden kann. Mit Spion.
PLAUDERN ÜBER DEN JOB
Die Süddeutsche Zeitung lässt sich durch aktuelle Blogthemen inspirieren:
KAMMERMITTEILUNGEN
Wie sich das wohl anfühlt, wenn der eigene Name in den vierteljährlichen Mitteilungen der Anwaltskammer steht – unter Personalnachrichten, Löschungen.
Wenn man noch was fühlt.
TAGESREKORD: 16x ABGEMAHNT
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat den Internetanbieter Andreas & Manuel Schmidtlein GbR wegen Wettbewerbsverstößen auf 16 Internetangeboten abgemahnt.
In den Verbraucherzentralen und beim Verbraucherzentrale Bundesverband häufen sich Beschwerden über Internet-Dienste wie www.vornamen-heute.com, www.lehrstellen-heute.com, www.tattoo-heute.com oder www.www.sternzeichen-heute.com. Diese Angebote werden mit „…heute gratis!“ und der Teilnahme an einem Gewinnspiel beworben. Tatsächlich verwandelt sich der angebliche „Gratis“-Zugang jedoch nach Ablauf des Anmeldetages in einen kostenpflichtigen Abonnement-Vertrag mit einer Laufzeit von 24 Monaten für sieben Euro monatlich bei jährlicher Vorauskasse. Über diese kostspieligen Folgen der Anmeldung werden die Internet-Nutzer lediglich im Kleingedruckten am Ende der Anmeldeseite und unter den so genannten „Teilnahmebedingungen“ informiert.
Der vzbv hält die Aufmachung der diversen Internetseiten www.xxx-heute.com für irreführend und intransparent. „Wer ein „Gratis“-Angebot in Anspruch nimmt oder an einem Gewinnspiel teilnimmt, rechnet nicht damit, einen kostenpflichtigen Abo-Vertrag abzuschließen“, so vzbv-Vorstand Prof. Dr. Edda Müller.
DREIMAL AM TAG
Das war gerade nicht ganz einfach, am Amtsgericht.
Dem Angeklagten wurde vorgeworfen, dreimal ohne Fahrerlaubnis gefahren zu sein. Am selben Tag.
Zunächst bis zu einem Auffahrunfall. Die Polizeibeamten sollen ihn an Ort und Stelle belehrt haben, dass er ohne Führerschein nicht weiterfahren darf. Gut, es sollte ein Freund per Handy herbeigerufen werden. Später berichteten Anwohner, dass der Angeklagte sich doch wieder hinters Lenkrad gesetzt hat. Die Polizisten sollen gerade eine Minute weg gewesen sein.
Auf der Polizeiwache sollte der Angeklagte später noch ein Dokument vorzeigen. Der Sachbearbeiter hat sein Fenster zum Parkplatz der Wache. Von da aus beobachtete er, wie der Angeklagte flott um die Kurve kam und parkte. Drei Minuten später sei er dann im Dienstzimmer erschienen.
Den Polizisten kenne ich aus verschiedenen Verfahren. Das ist nun wirklich keiner, der sich so eine Geschichte ausdenkt. Da muss man wohl auch mal Grenzen erkennen und zur Schadensminimierung raten – auch wenn es dem Auftraggeber im Moment vielleicht nicht unbedingt passt.
Geständnis. Kleine Brötchen backen. Letztlich hat sich das als richtig erwiesen. Gegen 120 Tagessätze Geldstrafe ist nichts einzuwenden. An sich roch es nach Gefängnis auf Bewährung. Drei einschlägige Vorstrafen strapazieren nämlich den Großmut auch der freundlichsten Richter. Die Führerscheinsperre von zwei Jahren liegt im grünen Bereich.
Wie ich beim Hinausgehen erfuhr, hatten Staatsanwaltschaft und Gericht in einer Sitzungspause vor unserer Verhandlung sogar überlegt, das Auto des Angeklagten nach § 21 Abs. 3 Straßenverkehrsgesetz einzuziehen. Den Antrag hat der Staatsanwalt wegen des Geständnisses und der überzeugenden Reuebekundungen dann aber „vergessen“.
DON’T PANIC
Da hat sich gestern telefonisch ein Anwalt aus Süddeutschland bei meiner Mandantin gemeldet. Und es ganz dringend gemacht. Sie soll ihn unbedingt heute Morgen zurückrufen. Bis 12 Uhr. Sonst setzt er Himmel und Hölle in Bewegung aka einstweilige Verfügung.
Ich habe jetzt seit dem Betreten des Büros ca. 20-mal in seiner Kanzlei durchklingeln lassen. Die angegebene Nummer ist telekomgeprüft. Es geht aber keiner dran. Niemand. Nicht mal ein Anrufbeantworter. Über Google/Yahoo/MSN lässt sich nichts herausfinden, was über Telefonnummer und Adresse hinausgeht.
Für mich sind das durchaus Kriterien, sich schon mal weniger Sorgen zu machen.