CICERO

Ich bin mir sicher, dass Cicero Ihnen Ihre Wochenenden und den Mandanten Ihrer Kanzlei eine etwaige Wartezeit gehaltvoll vekürzen wird.

Lieber Herr Chefredakteur Dr. Wolfram Weimer, vielen Dank für das kostenlose Probeheft. Aber bevor wir ein Abo bestellen, eine kurze Frage: Sind Sie wirklich sicher, dass unsere Mandanten zu Ihrem Blatt greifen, wenn sie auch ein wenig im neuen FHM blättern können?

Wir nicht.

ETAT 2005

So, die Pause ist vorbei. Ab jetzt werden wieder Rechnungen diktiert. Die „Gefahr“, dass noch jemand in diesem Jahr zahlt, dürfte sich in Grenzen halten.

STUNDENSATZ

Glück allein reicht nicht: Die Welt eines Managers ist voller Tretminen, die bei unbedachten Schritten das Privatvermögen des Betroffenen zerplatzen lassen können – Schadenersatz und persönliche Haftung sind die Stichworte.

Das manager-magazin fasst zusammen, warum Führungskräfte eine D & O – Versicherung haben sollten.

Gute Policen zahlen nicht nur die gesetzlichen Gebühren, sondern auch den Stundensatz des Verteidigers, wenn es um strafrechtliche Vorwürfe geht.

DRINGLICHKEIT HOCH

Mail des Versorgungswerks der Rechtsanwälte (Dringlichkeit: hoch):

Leider hat sich in den heutigen Versand der Benachrichtigungen bzgl. des
neuen Mitgliederrundschreibens der Softwarefehlerteufel eingeschlichen und es sind irrtümlicherweise E-Mails mit der falschen Personalisierung
verschickt worden. Sollten wir Sie also in der heutigen Mail irrtümlich mit dem falschen Namen angesprochen haben, bitte ich dies zu entschuldigen.

Ich bin in der heutigen Mail gar nicht angesprochen worden. Ich habe gar keine bekommen.

ASYNCHRON

Wo wir gerade bei Telefonnummern sind. Heute Morgen, sehr früh, habe ich bei der Störungsstelle der T-Com angerufen und mitgeteilt, dass mein privater DSL-Anschluss nicht geht. „Es liegt keine Synchronität vor“, stellte die Dame fest. Und sagte zu, dass der Fehler a) behoben wird und b) mir jemand übers Handy Bescheid sagt.

Da ich nichts hörte, erneuter Anruf um die Mittagszeit. „Ich gebe noch eine eilige Fehlermeldung raus“, sagt der freundliche Mitarbeiter. „Es wird sich in den nächsten zwei bis drei Stunden jemand bei Ihnen melden und Bescheid sagen.“

Das ist jetzt fünf Stunden her. Kein Anruf. Ich habe momentan keine Lust, extra nach Hause zu fahren und nachzugucken. Aber ich wette, dass mein Anschluss auch heute Abend noch nicht synchronisiert sein wird.

Falls jemand bei der T-Com dagegenhalten will, die Rufnummer lautet 0211 465933.

GESPICKT

Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt Vetter,

wir möchten auf Ihr oben genanntes Schreiben nicht weiter eingehen, da es von soviel Unwahrheiten gespickt ist und wir uns auf dieses Niveau nicht herab setzen wollen.

Den geforderten Betrag haben wir überwiesen.

Und ich habe nur den letzten Satz gelesen…

CHEF-GESPRÄCHE

Wenn jemand aus unserem Büro telefoniert, wird beim Gesprächspartner nur die Nummer der Zentrale angezeigt. (Aus gutem Grund.) Gestern meldete sich eine Dame namens „Rübling“ und erzählte meiner Sekretärin, dass sie die Nummer unseres Büros auf dem Display hatte. Das soll am Donnerstag oder Freitag gewesen sein.

Leider konnte sich niemand mehr daran erinnern, eine Frau Rübling angerufen zu haben. Frau Rübling ließ aber nicht locker und bestand darauf, mit dem „Chef“ persönlich zu reden. Zu meiner Überraschung wurde sie zu mir durchgestellt. Obwohl ich mir Mühe gab, konnte ich ihr nicht entlocken, ob sie vielleicht einen Grund hätte, vom Anwaltsbüro Vetter & Mertens angerufen zu werden.

Aber sie will sich noch mal melden, falls die Rufnummer wieder in ihrem Display steht. Ich wäre dem Anrufer, so er denn existiert, sehr verbunden, wenn er mich mit dem Systembefehl *86 vor einer weiteren abgründigen Diskussion mit Frau Rübling bewahrt.

ABGEHÖRT

Beim ersten Anruf habe ich eine Mandantin getröstet. Soweit dies möglich war. Denn sie hatte unangenehme Ermittlungen am Hals. Als sie mir vom „hartnäckigen“ Staatsanwalt erzählte, konnte ich sie beruhigen. Sinngemäß:

Den kenne ich. Der hat nicht besonders viel Ahnung. Und wenig Erfahrung. Wenn die Sache mit Arbeit verbunden ist, verliert er schnell die Lust. Ich schätze mal, den können wir in die Tasche stecken.

Ich glaube, es war 0.43 Uhr, da habe ich eine Möglichkeit nicht bedacht. Dass das Telefon meiner Mandantin abgehört werden könnte. Meine goldenen Worte finden sich zwar nicht mehr in der Ermittlungsakte. Vielmehr hat der Staatsanwalt das Gesprächsprotokoll, juristisch völlig korrekt, aussortiert. Als „privilegierte Kommunikation mit dem Verteidiger“.

Dass er in dem Verfahren meinen Erwartungen gerecht geworden ist, kann ich allerdings nicht behaupten.

DIESE ANWÄLTE

Im FINBLOG ist zu lesen, dass die Rechtschutzversicherungen derzeit ihre Prämien „anpassen“. Beliebte Begründung: Seit Erhöhung der Anwaltsgebühren müssen wir viel mehr an Anwälte zahlen.

Auf der anderen Seite sollen Rechtsschutzversicherungen bei Anwälten auf Gebührenvereinbarungen drängen. Die Honorare sollen weit unter den gesetzlichen Sätzen liegen, quelle surprise. Viele Anwälte sollen sich in einer solchen Zwangslage befinden, dass sie das Angebot annehmen.

Ich habe auch solche Schreiben auf dem Tisch gehabt. Genau drei Sekunden, dann hatte ich sie im Papierkorb. Ich kann aber auch nach intensiver Selbstuntersuchung keine Angstattacken ob dieser ungeheurlichen Tat feststellen. Und es ist auch nicht so, dass die betreffenden Rechtsschutzversicherungen mich jetzt mit Nichtachtung strafen. Nein, sie zahlen brav die gesetzlich festgesetzten Honorare. Wozu sie nach ihren Bedingungen auch verpflichtet sind.

Wenn Sie also eine Prämienerhöhung kriegen, kennen Sie schon mal einen Anwalt, den Sie frohen Herzens verfluchen dürfen.

NEUE FLASCHEN

SWR 3 darf sich künftig nicht mehr mit „Wortfindungsstörungen“ über DFB-Präsident Mayer-Vorfelder lustig machen. Der Sender hatte M.V. in 23 Folgen als trinkfreudigen Zeitgenossen karikiert, der nicht nach einem neuen Trainer, sondern ständig nach einer neuen Flasche sucht.

Das Kammergericht Berlin untersagte, so berichtet die Süddeutsche Zeitung, dem Sender auch bestimmte Geräusche im Zusammenhang mit dem DFB-Präsidenten: Einschenken eines Glases, Trinken, Umfallen einer Flasche.

Wortfindungsstörungen soll übrigens der juristische Begriff für Lallen sein.

(Danke an Hartmut Nissen für den Link)

LEBENSGEFAHR

Die Stadt Düsseldorf feiert eine neue Radaranlage auf der A 44. Gleich am ersten Tag ließ sich ein BMW-Fahrer mit 185 Sachen knipsen; erlaubt sind 100. Die Stadt rechnet laut Express in der Anfangszeit mit 500 Temposündern – pro Tag.

Der Starenkasten steht übrigens an Düsseldorfs neuestem Autobahnabschnitt. Mehrspurig, extrabreit, kurvenlos. Und außerhalb von Messezeiten so belebt wie ein IKEA-Parkplatz in der Nacht zum Montag.

Dass an Kreuzungen in der Stadt (zum Beispiel Kennedydamm/Kaiserswerther Straße, unweit meines Büros) jeden Tag Schulkinder in Lebensgefahr schweben, weil praktisch zu jeder Ampelphase Pendler noch bei Rot rüberbrettern – das scheint weit weniger zu interessieren. Aber für wirksame Kontrollen an den richtigen Gefahrenhernden müsste man ja Personal einsetzen…