Der Flur des Landgerichts Hagen ist auch ganz nett. Eigentlich wollte ich zu dieser Minute mit meinem inhaftierten Mandanten sprechen, dem nachher ein Haftbefehl verkündet werden soll. Leider verhandelt die Kammer in nicht öffentlicher Sitzung einen anderen Fall. „Öffentlichkeit ausgeschlossen“. Das beleuchtete Schild an der Tür hat mich allerdings nicht gehindert, die Tür aufzmachen. Denn wie soll ich sonst, wie mit dem Vorsitzenden besprochen, an die Gerichtsakte kommen? Die konnte mir in der Kürze der Zeit nicht zugeschickt werden.
Eigentlich sollte die Sitzung kurz unterbrochen werden, damit der zuständige Richter die Akte aus seinem Dienstzimmer holen kann. Aber wer weiß, welch wichtiger Zeuge gerade im Saal vernommen wird. Man wird sicher gute Gründe haben, mich warten zu lassen. Rüber in die Justizvollzugsanstalt rennen bringt auch nichts. Was soll ich mit dem Mandanten besprechen, wenn ich noch nicht mal den Haftbefehl kenne?
Na ja, ich übe mich in Geduld und verfolge, wie auf den Bänknen neben mir womöglich der nächste Zeuge präpariert. Eine Frau redet auf einen jungen Mann ein, erzählt was von Liebe, Familie und dass alles nicht so sein muss, wie es auf den ersten Blick scheint. Das geschieht ziemlich laut. Ich kann beim besten Willen nicht weghören. Dass nicht öffentlich verhandelt wird, deutet auf einen Missbrauchsprozess hin. Die angespannten Mienen der Prozessbeteiligten, als ich vorhin in den Saal platzte, ebenfalls.