Stinkbomben-Alarm

Der Richter hatte die Verhandlung am Koblenzer Landgericht heute morgen noch gar nicht eröffnet, da war klar: Auch diesmal wird es ein kurzer Tag. Für alle Beteiligten. Ein Unbekannter hatte kurz vor Beginn der Sitzung eine Stinkbombe geworfen. Das passierte nun schon das dritte Mal in diesem Prozess.

Solche Kindereien kommen vor. Normalerweise könnte ein Gericht in einen anderen Saal umziehen und die Putzkolonne ein paar Stunden rödeln lassen. Nicht so in diesem Prozess. Es gibt nur einen Saal am ganzen Gericht, der die Angeklagten, ihre Verteidiger, Staatsanwälte und Richter fasst. Das sind gut und gerne 70 Personen. Die sitzen schon in dem jetzigen Saal eher beengt. In normale Verhandlungsräume kann man sie schlicht und einfach nicht pferchen.

So fällt auch dieser Verhandlungstag ins Wasser. Wer auch immer da protestiert oder vielleicht auch nur auf Klamauk aus ist, scheint ein ganz probates Mittel gefunden zu haben, um der Justiz ein gewisses Ohnmachtsgefühl zu geben. Kontrolliert wird am Eingang nämlich seit jeher streng. Oft ist ein Dutzend Beamter im Einsatz. Aber tatsächlich eine Stinkbombe bei jemandem zu finden, der sie am Körper verstecken will, dürfte fast ein Ding der Unmöglichkeit sein. Es sei denn natürlich, man stellt die Menschenwürde vieler zur Disposition und führt Nacktkontrollen ein.

Überdies liegt es ja auch bei einer offensichtlich nicht sponaten Aktion sehr nah, dass die Stinkbomben nicht einzeln reingetragen werden. Sie sind garantiert schon an einem „normalen“ Tag ins Gericht gebracht worden sein, an dem es keine Personenkontrollen gibt. Dunkle Ecken gibt es ja genug in jedem Gericht.

Ebenso könnte man auf den Gedanken kommen, dass einer der vielen Anwälte an dem Spiel beteiligt ist. Persönlich halte ich das für kaum vorstellbar, aber ausschließen lässt sich bekanntlich nichts.

Ich bin wirklich gespannt, was das Gericht gegen die Obstruktion des Verfahrens zur Wehr setzen will.