EVIDENZ

Dem schlafmützigen Richter mal richtig die Meinung sagen. Das kommt dabei raus, wenn einem am Diktiergerät der Mut verlässt:

Möglicherweise muss davon ausgegangen werden, dass dem Gericht während des langen Verfahrens Teile der Unterlagen außer Evidenz geraten sind.

FRISTSETZUNG

In der Sache: 01.11.2004
Sekr. I. Hoheit ./. Vetter

Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt Vetter,

in Beantwortung Ihrer nicht aufgeworfenen Frage teilt Unterfertigter, im
Falle einer Stellvertretung der Vertretene, unter üblichem Vorbehalt bei
entsprechender Bittstellung folgendes mit.

Sie änderten die Internetadresse (URL) Ihrer Webpräsenz – einem sog.
Weblog – auf www.lawblog.de. Zuvor lobten Sie im Rahmen eines
Gewinnspiels T-Shirts, denen die alte URL udoslive.blogspot.com
aufgedruckt war, aus. Diese sind nunmehr unbrauchbar.

Ich darf Sie daher unter Fristsetzung auf

Freitag, den 12. November 2004
bis 12.00 Uhr hier eingehend

zur Nachlieferung eines mangelfreien Shirts mit aktueller URL auffordern
(*). Bei fruchtlosem Fristablauf sehe ich mich leider gezwungen, Sie unter
Inanspruchnahme gerichtlicher Hilfe bis ans Ende meiner Tage mit Klagen
aller Art zu behelligen.

Sollten Sie die notwendigen Schritte bereits veranlasst haben oder dazu
keine Zeit aufbringen können, betrachten Sie dieses Schreiben bitte als
gegenstandslos.

Ich danke bereits im Voraus für das aufgebrachte Verständnis.

Mit vorzüglicher Hochachtung,

i.A. Fritz Pfiffig
Sekretariat Ihre Hoheit
Institut für die Weltmachtergreifung
http://kqe.de – ach@du.meine.kqe.de

VIEL PAPIER

Bei manchen Richtern hat man das Gefühl, es macht ihnen Freude, wenn sich Anwälte die Finger wund schreiben. Da wird der Sachverhalt zum fünften Mal durchgekaut, jedes bereits dagewesene Argument nochmals aufgewärmt.

Wenn man sicher sein könnte, dass Richter nicht wiegen, sondern lesen, könnte man sich glatt die Stellungnahme auf die Stellungnahme zur Klageerwiderung sparen. Ja, wenn…

ABMAHNUNGEN

Links, die direkt oder indirekt auf Seiten mit verbotenen Kopierschutzprogrammen führen, provozieren die Musikindustrie. Ein Forenbetreiber soll laut golem.de 3980 Euro Abmahngebühren zahlen – wegen eines Links, der auf eine Seite führt, von der erst auf ein entsprechendes Angebot verlinkt wurde.

Lesenswert ist die Stellungnahme des Betroffenen. Es ist abseits von allen anderen rechtlichen Fragen schon merkwürdig, dass man nach Auffassung der Musikindustrie in unserem Land anscheinend nicht mal mehr über Kopierschutzprogramme reden darf.

Ich würde mal darauf setzen, dass das Bundesverfassungsgericht die Vorschriften im Urheberrechtsgesetz zu Gunsten der Meinungsfreiheit „einchränkend“ auslegt. Falls nicht ohnehin schon die Instanzgerichte ein ungutes Gefühl beschleicht.

(Danke an Volker für den Link)

BUMMELSTUDIUM

Ein Bummelstudium kann den elterlichen Unterhalt kosten. Das Oberlandesgericht Hamm hat jetzt zum Beispiel einer Studentin Unterhalt abgesprochen, weil sie auch nach neun Semestern kein Vordiplom nachweisen konnte, berichtet Spiegel online.

(Danke an Hartmu Nissen für den Link)

FÜR DIE SICHERHEIT

Im Interesse der Flugsicherheit wird man sich künftig häufiger „nackt“ fotografieren lassen müssen. Interessanter Bericht auf ORF.at. Wird wohl auch nur eine Frage der Zeit sein, bis die ersten Promibilder die Runde machen…

(Danke an Matthias Böse für den Link)

RÜCKBAU

Mit allen Mitteln, Polizeieinsätze inklusive, zwang die Stadt Frankfurt einen Hauseigentümer, Räume nicht als Zahnarztpraxis zu vermieten. Die Behörde hatte gerade den Rückbau umgesetzt, als die Bauordnung vereinfacht wurde. Jetzt erhielt der Vermieter problemlos die Genehmigung, berichtet die Frankfurter Neue Presse. Auf rund 200.000 Euro Kosten bleibt der Eigentümer allerdings sitzen.

(Danke an Mathias Schindler für den Link)

KLEINE PAUSE

In den letzten anderthalb Wochen war ich wegen auswärtiger Termine selten im Büro. Es hat sich einiges angestaut an Arbeit. Zum Glück ist am Montag in Nordrhein-Westfalen Feiertag. Damit ich nicht von meinen Akten abgelenkt werde, verbinde ich das lange Wochenende mit einer Blogpause bis Dienstag.

DRUCKMITTEL

Wie hilfreich für Strafverfolger das Druckmittel Untersuchungshaft ist, zeigt sich am Fall Karsten Speck. Jahrelang hat er geleugnet, nach einer Woche Gefängnis legt er eine Art Geständnis ab. Und seine Verteidiger ziehen 77 Beweisanträge zurück.

Das ist übrigens genau die Situation, in der immer wieder passiert, was man sich gemeinhin kaum vorstellen kann: ein falsches Geständnis.

DUBIOS

Will der österreichische Innneminister engagierte Asylanwälte kriminalisieren? Jedenfalls scheinen ihm seine dubiosen Ermittlungsansätze eine schlechte Presse zu bringen (weitere Quellen beim Kollegen Kadlicz).

Helge, der mir den Link geschickt hat, äußert sich zu der Sache in seinem Weblog Helge.at.

„DEUTSCH“

WDR 5 befragt gerade Ludwig Stiegler zu den Abwanderungsplänen der Deutschen Bank. Offensichtlich orientiert sich der Chef-Geiferer beim Tonfall am Kanzler Auch Gerhard Schröder hat ja die Karstadt-Bosse neulich übel runtergeputzt. Das einzige, was dem stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden einfällt, ist jedenfalls die Forderung: „Wenn sie ins Ausland wollen, dann sollen sie sich auch nicht mehr Deutsche Bank nennen. Sondern Erste Spekulationsbank von den Cayman-Inseln.“

Ansonsten nur üble Beschimpfungen gegen das Management und die Geschäftspolitik. Kein einziges, wirklich kein einziges sachliches Wort. Prima, jetzt können die Deutsche Bank und alle anderen Großunternehmen auf dem Sprung mit freundlichem Lächeln die Koffer packen. Sie sind offensichtlich nicht mehr erwünscht.

Perverserweise wird diese Politik genau die am härtesten treffen, auf deren Stimmen Schröder und Stiegler schielen.

FEUERABEND

Kaum ist man mal etwas früher daheim, brennt es einige Meter weiter in einer Schule. Zum Glück wurde das Haus, in dem ich wohne, nicht evakuiert. Mindestens 200 Leute – die meisten Schaulustige – stehen aber schon unten auf der Straße und holen sich eine Rauchvergiftung.

Also, wenn meine Kleidung morgen stinkt, lag es nicht an einer durchzechten Nacht.

ZUGETRAGEN

„Wohin haben Sie den Brief denn gefaxt?“ will der Mitarbeiter einer Abteilung des Amtsgerichts Düsseldorf wissen. „Na ja, wie es aussieht, an die zentrale Faxnummer 8306-161.“ „Das ist kein Wunder, dass ich das Schreiben noch nicht habe. Eine Woche dauert das mindestens, bis es mir zugetragen wird.“

Na dann.