Kleiner Grenzverkehr zwischen Holland und Deutschland. Ein Leser machte hierbei nicht nur erfreuliche Erfahrungen mit der Bundespolizei. Sein Bericht:
Am 7.2.2012 fuhr ich im ICE von Utrecht zurück nach Neuss, wie ich es seit einigen Monaten jedes Wochenende tue. Ich stand im Bistro mit Laptop und Kaffee.
In Emmerich stiegen zwei Beamte in ziviler Kleidung ein. Ein jüngerer, geschätzt Mitte zwanzig und ein etwas älterer. Der Ältere schaute zunächst um die Ecke, sah und erkannte mich und verschwand, um kurz darauf mit dem Jüngeren zurück zu kommen. Die Begrüßung ihrerseits war kühl.
Da ich mich noch an das vergangene Wochenende erinnerte, an welchem sie mich bereits grundlos belästigten, unterließ ich eine Begrüßung meinerseits. Da wir bereits miteinander bekannt waren, wurden auch keine Dienstausweise vorgezeigt.
Der Jüngere fragte mich, wo ich herkomme und was ich dort getan haben. Als ich ihm unter Bedacht meiner Privatsphäre sagte, dass ich im Ausland war, fragte er mich ob ich ihn verarschen wolle. Er bot mir an, entweder reden oder mitkommen. Ich wollte aber nicht mehr sagen.
Kurz darauf machten wir uns dann unter Führung des Jüngeren auf den Weg zur Dienststelle. Zwischenzeitlich fiel mir ein, dass mein Laptop lediglich in den RAM suspendet war, nicht auf die verschlüsselte Festplatte. Dies änderte ich indem ich ihn aufklappte, so dass er aus dem Schlafmodus erwachte und gleich wieder schloss.
Der Jüngere beäugte dies, schien jedoch nichts dabei zu denken. Auf der Wache führte er mich in einen Raum. Boden, Decke und Wände waren gekachelt, ein Abfluss zierte den Boden und eine hochgeklappte Matratze auf einer gekachelten Erhebung wurde wohl für Gäste, welche länger bleiben, bereitgehalten.
Es gab keine Fenster oder Waschbecken. Ich bin mir nicht sicher wozu dieser Raum gedacht war, jedoch stelle ich mir so eine Zelle vor. Ein anderer Polizist kam hinzu, schloss die Tür und beaufsichtigte meine Durchsuchung. Der Jüngere durchsuchte meinen Mantel, Umhängetasche und meinen Rucksack.
Danach betrachtete er meinen Laptop, klappte ihn auf und schaltete ihn an. Wohl vom angezeigten "Enter passphrase: " überfordert klappte er ihn auch gleich wieder zu. Darauf befahl er mir, mich komplett auszuziehen. Wenig beeindruckt fragte ich zunächst warum ich das tun sollte. Darauf sagte der Jüngere: "Verdacht auf BtM". Als ich nach den Grund für den Verdacht fragte, meinte der Ältere nur: "Steht so in der StPO". Darauf der Jüngere: "Entweder Sie ziehen sich aus. Oder es gibt eine Anzeige auf Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.”
Schockiert vom Unterschied zwischen Gesetz und Realität kam ich der Aufforderung nach. Nach oberflächlicher Betrachtung durch den Jüngeren wurde mir gestattet, mich wieder anzuziehen.
Im Fernsehen wird immer wieder gezeigt, wo echte Drogenkuriere ihre Fracht verstecken. Am Körper. Und im Körper. Das offensichtliche Desinteresse der Beamten, einmal näher hinzuschauen, werte ich als Hinweis, dass die fehlende Begründung für den “Verdacht auf BtM” mehr als ehrlich war. Die Aktion diente nur der Schikane und Einschüchterung.
Als ich wieder angezogen war, nahm einer der beiden vollkommen zustimmungsfrei einen Abstrich meiner Hände. Auf meine Frage hin antwortete er, es diene dazu festzustellen, ob ich kürzlich mit Betäubungsmitteln in Berührung gekommen sei.
Darauf hin öffnete jemand die Tür und wir verließen die Zelle. Im Eingangsbereich des Gebäudes bot mir der Jüngere an, mich zum Bahnhof mitzunehmen, wenn ich fünf Minuten warte. Ich wies ihn darauf hin, dass ich ein Protokoll zur Durchsuchung fordere.
Einige Zeit später kam er mit dem Protokoll, meinen Tickets und meinem Personalausweis zurück. Er brachte mich tatsächlich zum Bahnhof.