BÜSUM: ENTE AUF IRRFLUG

BÜSUM: ENTE AUF IRRFLUG

Aus dem Polizeibericht:

Heide (ots) – Zwei Dachziegel, die sich vom Dach eines Geschäftes in der Büsumer Fußgängerzone gelöst hatten und in die Fußgängerzone gefallen waren, sorgten am Mittwochmittag, 12.27 Uhr, für einen polizeilichen Einsatz. Zunächst einmal muss man von Glück sprechen, dass keine Fußgänger getroffen wurden. Die Büsumer Polizei sperrte den Bereich ab, um damit die sogenannte Gefahrenstelle abzusichern,
zumal die Ursache noch nicht bekannt war. Es herrschte zwar ein frischer Wind , doch fliegen bei Windstärken von 5 bis 6 normalerweise in Büsum keine Pfannen von den Dächern. Die Lösung kam dann aber bald: Ein Zeuge hatte beobachtet, dass eine Ente mit hoher Geschwindigkeit gegen das Dach des Hauses geflogen war. Dadurch
hatten sich die Pfannen gelöst und waren nach unten geflogen. Für die Ente, die offenbar in einem Blumenbeet abgelegt worden und damit zunächst nicht zu sehen war, kam jede Hilfe zu spät.Über Ursache bzw. Motiv können keine Angaben gemacht werden.

(danke an Mathias Schindler für den link)

FRUST

Leere Kassen frustrieren Staatsanwälte:

Berlin (ots) – Der Bund der Brandenburger Staatsanwälte schlägt Alarm: Weil das nötige Geld im Landeshaushalt fehlt, können die Staatsanwaltschaften nicht mehr nach „Recht und Gesetz“ arbeiten. Kaum ein Staatsanwalt verfüge mehr über aktuelle Gesetzeskommentare, sagte die Vorsitzende der Interessensvertretung, Claudia Grimm, der Berliner Morgenpost (Sonnabendausgabe). Die neueste Rechtslage könne zumeist nur noch beim Abteilungsleiter eingesehen werden. In den wenigen vorhandenen Gesetzestexten seien die aktuellsten Änderungen zu Ermittlungsmöglichkeiten im Bereich der Telekommunikation nicht vorhanden. Und obwohl es die Ankläger immer häufiger mit Internet-Kriminalität zu tun hätten, fehlten schnelle Rechner. Häufig fehle sogar das Geld für den Toner. Gegen Jahresende war bei der Staatsanwaltschaft Potsdam angeblich gar das Papier ausgegangen.

(danke an Mathias Schindler für den link)

KLAPPE

Was wollen Mandanten wirklich? Law Practice TODAY legt den Finger in eine offene Wunde. Anwälte hören häufig überhaupt nicht zu:

Every client who comes into your office wants four things from you:
They want to tell their story.
They want you to listen to them tell their story and pay attention to what they say.
They want you to reassure them that they did the right thing by a calling you rather than ignore the problem.
They want closure. They want to get on with their lives.
Their legal problem is an interference with their life.

Die konkrete Empfehlung:

The result of Foonberg’s Rule is that any time you are talking more than 1/3rd of the time, you are talking too much and not listening enough.

(link gefunden im HandakteWebLAWg)

SENSOR

Ein Autofahrer sollte ein Knöllchen zahlen, weil er in einem Autobahntunnel ohne Licht gefahren ist. Oder besser: ca. 10 bis 40 Meter, wie es der hinter ihm fahrende Polizeibeamte in seiner Anzeige formulierte. So eine Wegstrecke braucht nämlich auch der Lichtsensor in einem BMW, um den Wechsel von Hell zu Dunkel zu erkennen.

Zum Glück finden sich noch Richter mit Augenmaß. Einstellung auf Kosten der Staatskasse. Die Verteidigung dankt. Und die Automobilhersteller wahrscheinlich auch.

VORRAT

Wenn ich Durchsuchungsbeschlüsse sehe, schaue ich mir zuerst das Datum an. Da die Polizei so viel zu tun hat und einen Berg unerledigter Sachen vor sich her schiebt, lohnt sich das häufig. Wie jetzt in Mönchengladbach, wo letzte Woche ein Beschluss vom 23. Juni 2003 vollstreckt wurde.

Kleines Problem: Das Bundesverfassungsgericht hat 1997 entschieden, dass Durchsuchungsbeschlüsse nach 6 Monaten unwirksam werden. Ansonsten, so das Gericht, könnten die Ermittlungsbehörden Vorratsbeschlüsse erwirken; das sei mit dem Rechtsstaatsgebot und der vorgeschriebenen Kontrolle der Maßnahme durch einen Richter nicht vereinbar.

Der zuständige Polizeibeamte kannte die Entscheidung nicht. Ich habe sie ihm gefaxt. Wenn er sie a) liest und sich b) daran hält, wird sein Berg Arbeit schlagartig kleiner geworden sein.

LEGAL PROJECT

Ich habe öfter mit angloamerikanischen Unternehmen zu tun. Die Sekretärin hört dort längst auf den Namen Blackberry. Sogar in höheren Regionen. Sobald man in ein legal project eingebunden ist, erinnert die e-mail-Korrespondenz an einen Sternschnuppenhagel. Im Minutentakt schlagen Anfragen, Entwürfe und cc-Informationen ein – die stillschweigend erwartete Reaktionszeit ist nicht wesentlich höher. Der Unterschied ist allerdings, dass das Bombardement den ganzen Tag dauert (wobei nur wir Europäer Rücksicht auf die Zeitverschiebung zu nehmen haben).

Natürlich gibt jeder Kollege seine Durchwahl raus. Aber man sollte nicht davon ausgehen, dass man ihn auch anrufen kann. Man kann schon, aber der Gesprächspartner geht einfach nicht ran. Inzwischen weiß ich, dass man höflich ist – und einen Anruf wenige Minuten vorher per mail ankündigt.

Demnächst: Wie lange ein conference call dauern kann, wenn 12 Anwälte weltweit zugeschaltet sind, die alle nach Stunden bezahlt werden.

VERGEBENS

Für den jugendlichen Angeklagten sah es nicht gut aus. Nach einem Raub durfte er zwar nach vier Wochen aus der Untersuchungshaft. In der Hauptverhandlung stellte sich aber heraus, dass in dem Jahr seit der Tat noch drei andere Sachen vorgefallen waren. Jedenfalls wurde es beim Plädoyer der Staatsanwältin richtig eng. Die sah keinerlei Möglichkeit mehr, bei einer Bewährungsstrafe zu bleiben. Ihr Antrag: drei Jahre und sofortige Reaktivierung des Haftbefehls.

Ich bin mir nicht ganz klar, was sich das Gericht dabei dachte, aus dem Beratungszimmer nach zwei Wachtmeistern zu telefonieren und diese offensichtlich nicht um Diskretion zu bitten. Jedenfalls setzten sie sich, die Handschellen griffbereit am Gürtel, schon mal in die erste Reihe im Sitzungssaal und fluchten lautstark darüber, dass Sonderaufträge immer den Terminplan durcheinander bringen.

Der Angeklagte, der auf dem Flur eine Zigarette rauchte, musste plötzlich noch mal kurz zum Klo.

Aber auch dort konnten ihn die Wachtmeister dann später nicht mehr finden…

NETZWERK

Verteidiger, die ihre Mandanten im Gefängnis besuchen, dürfen ein Notebook mitnehmen. Allerdings wohl nur, wenn die WLAN-Funktion nicht aktivierbar ist. Ich bin jetzt auf den ersten Beamten gestoßen, der sich nicht von meinem saloppen Hinweis aus der Ruhe bringen ließ, dass links in meinem Notebook ja keine Netzwerkkarte („kennen Sie doch aus der Reklame, diese roten Plastikdinger von Vodafone“) steckt.

Ich glaube, ich habe meinen Achtpfünder von Compaq doch zu früh verschenkt.

NERVIG

Anwaltsschwemme, Anwaltsproletariat, Krisengeschrei. Endlich noch jemand, dem das ständige Gejammere der anwaltlichen Standesvertreter auf die Nerven geht. Zitat aus Vetretbar.de:

Ebenso wie in jedem anderen Beruf gibt es gute und schlechte Vertreter des eigenen “Standes”. Und ebenso wie ein schlechter Handwerksbetrieb Pleite geht oder ein schlechter Arzt keine gut dotierte Anstellung mehr bekommt bietet ein enger werdender Markt für Rechtsanwälte keinen Platz für Juristen ohne das nötige handwerkliche Geschick zum Umgang mit Mandanten und konkreten (!) rechtlichen Fragestellungen. Am Markt setzt sich regelmäßig nur derjenige durch, der auch das nötige Potential besitzt (was sich freilich nicht zwingend aus den Noten in zwei Staatsexamina ableiten lässt). “Auf der Strecke” bleiben dann diejenigen, denen es eben an jenem Potential fehlt – aber warum sollte für eben jene über entsprechende Zugangsbeschränkungen oder Absicherung von Mindesteinkommen durch standesrechtliche Vergütungsregelungen künstlich ein Markt erhalten werden, wenn es Ihnen nicht gelungen ist, sich auf diesem Markt zu behaupten?

Anlass für den völlig richtigen Kommentar ist dieses grausame Interview mit dem Anwaltsfunktionär Hartmut Kilger.

LUSTIG

Heute schon gelacht? Falls nicht, empfiehlt sich ein Blick auf diese einstweilige Anordnung des Landgerichts Nürnberg-Fürth. Sie verbietet Empfehlungslinks auf Internetseiten, weil diese nach Auffassung des Gerichts unlauterer Wettbewerb sind.

Demnächst auf der Abschussliste: Homepages, Weblogs, das Internet.

(danke an Mario Sixtus für den link)

KOMMT NOCH

Manche Mandanten machen dem Anwalt ökonomisches Arbeiten wirklich leicht. Nehmen wir diese Telefonnotiz:

Herr M. bittet um sofortigen Rückruf zu seinem Fax (kommt noch).

Ich warte schon anderthalb Tage.